Schmuckkünstler
Viel mehr als eine einfache Zierde sind Schmuckstücke wahrgewordene kleine Träume. So sehen es die meisterhaften Schmuckmacher, die in mehreren Ateliers der Stadt eine tief verwurzelte Madrider Handwerkstradition fortsetzen. Von Silvia Roba
Ein Blick in eines der überall auf der Welt anzutreffenden Archäologiemuseen verrät uns, dass Männer und Frauen schon in prähistorischen Zeiten Muscheln, Knochen oder sogar Tierzähne als Körperschmuck verwendeten. Schließlich nutzten dann die Ägypter erstmals Gold als Statussymbol, gefolgt von den Griechen und Römern, die den Gebrauch von Ringen nur Angehörigen bestimmter Gesellschaftsschichten gestatteten. Das spanische Wort joya (zu deutsch Juwel) hat seinen Ursprung im lateinischen jocale, was so viel wie „Spielzeug“ bedeutet, während sein spanisches Synonym alhaja aus dem Arabischen stammt und sich mit „wertvolle Sache“ übersetzen lässt.
Die Madrider Zunft der Juweliere, Silberschmiede und Uhrmacher hat eine lange Tradition: Sie entstand im Jahr 1572, nur wenige Jahre nachdem Philipp II. die Stadt zur Hauptstadt des Königreichs ernannt hatte. Sie war eine der großen Zünfte, aus denen die Madrider Handelskammer hervorging, und ist heute die älteste der noch bestehenden Zünfte. Auch wenn die Tradition weit in die Vergangenheit zurückreicht, heißt das noch lange nicht, dass die neuen Meister der handwerklichen Schmuckkunst modernen Tendenzen abgeneigt wären. Werfen wir doch einen Blick in einige der Ateliers, um zu erfahren, wie die heutigen Schmuckkünstler arbeiten.
San Pedro, 8: Metro: Estación del Arte / Antón Martín
Anfangs fertigten die Betreiber Halsketten und Armbänder als eine Art dreidimensionaler Collagen aus zerbrochenem Porzellan von Trödelmärkten und Antiquitätenläden. Heute kreieren sie in ihrem Atelier im Barrio de las Letras ihre eigenen Stücke, erkennbar an einer naiven und geheimnisvollen Bildsprache: Hasen, Hände, Sonnen, Monde, Windhunde, Blumen. Es handelt sich um eine ebenso intuitive wie akribische Arbeit, die das Potenzial des Kunsthandwerks aus einer zeitgemäßen Perspektive neu beleuchtet und nutzt. Perfektion und Kundennähe sind zwei Begriffe, die das Unternehmen treffend beschreiben.
„Wir empfinden jeden Schritt als eine organische Entscheidung. Kreativität, Handwerkskunst und ehrlicher, respektvoller Umgang sind die Grundlage des Unternehmens und Labels Andrés Gallardo“, erklären die Betreiber und weisen gleichzeitig darauf hin, dass hinter ihrem Namen keine einzelne Person, sondern ein Team bzw. inzwischen eine Familie steht.
Ihre Geschichte begann im Jahr 2010. Damals experimentierten sie ohne feste Richtlinien, ließen sich von inneren Bedürfnissen leiten, stellten dabei stets ihre Kreativität in den Mittelpunkt der Arbeit und schufen Produkte mit den eigenen Händen. Nach wie vor lassen sie gemeinsam mit Kunsthandwerkern aus Spanien und Portugal traditionelle Verfahren wieder aufleben. Ihre Bildsprache schöpft dabei aus Themen wie Magie, Liebe, Flora und Fauna. In ihrer neuesten Kollektion finden sich aus Porzellan gefertigte Erdbeeren, Mäuseköpfe und Kätzchen, die in Form von Anhängern, Ringen und Ohrringen geradezu lebensecht wirken ... Mit Sorgfalt und Geschick geschaffene Stücke.
Amparo, 94. Metro: Lavapiés / Embajadores
Das von Gimena Caram und Sandra Pampín gegründete Atelier ist nicht nur eine Schmuckwerkstatt, sondern auch eine Schule - eine ganz natürliche Folge ihrer Liebe zu Design und kreativen Prozessen. Hier spielen Handmotoren, Lötkolben, Stichsägen, Poliermaschinen, Schlegel, Scheren, Zangen, Hämmer und weitere Geräte die Hauptrolle.
Sie alle tummeln sich zusammen oder verstreut in den behaglichen Räumen im Stadtviertel Lavapiés, die auch einen Laden- und Ausstellungsbereich enthalten. Denn die beiden engagierten Künstlerinnen verstehen den Ort vor allem als Treffpunkt für Dialog und Begegnung zwischen Künstlern und Besuchern. Für Anfänger bieten sie einen 48-Stunden-Kurs zur Vermittlung von Grundtechniken in Sachen Metallschmuck und Einführung in Arbeiten mit Wachs und Fassungen.
Doctor Fourquet, 11. Metro: Estación del Arte / Lavapiés
Das Dsnú ist ein Designstudio mit eigener Werkstatt. Gegründet wurde es von Ana Martínez (Architektin und Juwelierin) und David de Felipe (plastischer Künstler und Keramiker) mit dem Wunsch, zur Schaffung von Designprodukten ihr Wissen über traditionelle Verfahren und Werkstoffe mit einer modernen Herangehensweise zu kombinieren. Der originelle Name entstand aus einer erfundenen Abkürzung der Worte diseño (Design) und desnudo (nackt), das in ihren Augen das von den Künstlern angestrebte Konzept zusammenfasst - Stücke, die bar alles Überflüssigen durch schlichte Eleganz überzeugen.
Das Ergebnis sind handwerklich und umweltfreundlich hergestellte Unikate. Die reinen geometrischen Formen ihrer Entwürfe kontrastieren mit dem organischen und ausdrucksstarken Charakter der von ihnen verarbeiteten Materialien wie Keramik, Metall und Holz. Subtilität ist das Markenzeichen der Künstler. Und ihr Wunsch? Beim Betrachter ihrer Schmuckstücke Emotionen zu wecken. Die Kollektion Atlas ist von Landkarten inspiriert, Zumaia von den Felsenformen der gleichnamigen baskischen Stadt und Fragmentos von der Beziehung zwischen Architektur und Landschaft.
San Gregorio, 21. Metro: Chueca
„Unser Schmuck ist geprägt von einem zeitgemäßen, für jeden Kunden ganz individuell gestalteten Design und einer sorgfältigen Verarbeitung bis ins kleinste Detail.“ Dies sind die Worte der Brüder Entío, die ihr Metier mit Leidenschaft und höchst schöpferischer Kraft ausüben. Als Nachkommen einer traditionellen Madrider Kunsthandwerkerfamilie sind sie wahre Experten in Sachen Schmuck, Edelsteine und Steinfassungen. Sie beherrschen die klassischen Techniken, lassen aber auch die neuesten Trends und Entwicklungen aus Design und Produktion in ihre Arbeit einfließen.
Heute leiten sie ein enthusiastisches kleines Team von Kunsthandwerkern und Kreativen, das auf Bestellung exklusive Armbänder und Schmuckunikate entwirft, fertigt und vermarktet. Ihre Philosophie finden wir gut: „Das Tragen eines einzigartigen, ästhetisch anspruchsvollen Schmuckstücks sollte kein Luxus sein, sondern vielmehr ein Vergnügen, das für die meisten Menschen erschwinglich ist“. In ihrer Werkstatt mit Ladengeschäft im Stadtviertel Chueca teilen sich langjährig bewährte Werkzeuge den Platz mit der neuesten Technologie für 3D-Design.
Belén, 3. Metro: Chueca
Circo - das ist Almudena Gil. Seit 2005 entwirft sie einzigartige Stücke, die in einer Mischung aus Surrealismus, Popkultur und Formen der Natur die Schönheit der Unvollkommenheit feiern. Die von Hand gefertigten Kollektionen entstehen im Wachsausschmelzverfahren, einem der ältesten Verfahren der Skulpturgestaltung, und bestehen aus Werkstoffen wie Silber, Koralle und Messing.
Almudena verarbeitet auch Antiquitäten und andere Kuriositäten, die sie auf Flohmärkten und in Trödelläden findet. „Jedes Stück wird individuell gefertigt, hat seine eigene Persönlichkeit und ist das Ergebnis stundenlanger liebevoller Arbeit“, erklärt die Künstlerin und wünscht sich dabei „Ich hoffe, dass jeder sein ganz persönliches Stück findet!” Zu ihren beliebtesten Kreationen gehören der Herzring, das Schildkrötenarmband, die Calypso-Halskette und der Schlangenarmreif.
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