Malasaña
Ein unkonventionelles Szeneviertel mit jeder Menge Zeitgeist. Malasaña ist Madrids Bezugspunkt für Retromode und Underground-Kultur.
Malasaña bildet ein unregelmäßiges Viereck, das im Süden von der Gran Vía, im Osten von der Calle Fuencarral, im Norden von der Calle Carranza und im Westen von der Calle San Bernardo begrenzt wird.
Seinen Namen verdankt das Stadtviertel der Madrilenin Manuela Malasaña, die bei den Aufständen vom 2. Mai 1808 gegen die französischen Besatzungstruppen zur Heldin wurde. Dieses historische Ereignis hatte in diesem Stadtviertel einen seiner wichtigsten Schauplätze: die Plaza del Dos de Mayo, damals Standort der Kaserne Parque de Artillería de Monteleón.
Hier widersetzten sich aufständische Soldaten und Zivilisten unter der Führung von Luis Daoíz y Torres und Pedro Velarde zäh einer französischen Übermacht. Auf dem Platz blieb der Torbogen der einstigen Kaserne erhalten und ein Denkmal erinnert heute an die beiden Offiziere.
Malasaña ist eng mit der Movida verbundnen, der kulturellen und sozialen Revolution der 80er Jahre in Madrid, die in diesem Stadtviertel eines ihrer neuralgischen Zentren hatte.
Viel Dynamik hat in den letzten Jahren der Händler- und Gastronomiezusammenschuss Triball in das Malasaña-Viertel gebracht. Der Name steht als Akronym für ein Dreieck mit der Calle Ballesta als Grundlinie. Ein Viertel, das für nachhaltigen Handel steht und in dem sich seit den 90er Jahren interssante alternative Modegeschäfte und Schneidereien angesiedelt haben. So wurde aus Triball ein Szeneviertel, das sich mit seiem eigenwilligen Akzent auf Kultur, Mode und Gastronomie neu erfunden hat.
Museo de la Historia de Madrid
Das Museum für Stadtgeschichte ist in einem der schönsten Vertreter des Madrider Barock des 18. Jahrhunderts untergebracht: im Real Hospicio del Ave María y Santo Rey Don Fernando. Der Bau ist ein Werk des Architekten Pedro de Ribera. Das Museum beherbergt eine bedeutende Sammlung zur geschichtlichen und urbanistischen Entwicklung der Stadt, zur Geschichte ihrer bildenden Künste, zum städtischen Alltag im Wandel der Zeit sowie zu den Sitten und Gebräuchen Madrids. Gegenüber dem Museum liegt der spanische Rechnungshof: der Trbunal de Cuentas del Reino. Er ist in einem prachtvollen Stadtpalais aus dem 19. Jahrhundert untergebracht.
Die Kirche San Antonio de los Alemanes
Die heutige Kirche wurde ab 1624 erbaut, wobei verschiedene Architekten der Epoche wie Pedro Sánchez, Francisco Seseña und Juan Gómez de Mora an dem Projekt beteiligt waren. Eine Eigenheit ist ihr elliptischer Grundriss und ihr großer Reiz besteht in den prachtvollen Wand- und Deckenfresken berühmter Meister wie Francisco Ricci, Francisco Carreño de Miranda und Luca Giordano. Daher nennt man die die Kirche auch Madrids sixtinische Kapelle.
Tribunal de Cuentas
In der Calle Fuencarral, vor dem Museum der Geschichte von Madrid, befindet sich das Hauptquartier des Rechnungswesens und der Wirtschaftsverwaltung des spanischen Staates und seiner verschiedenen Körperschaften.
Real Academia de Ciencias Exactas, Físicas y Naturales
Die Königliche Akademie der exakten, physikalischen und Naturwissenschaften widmen sich der Lehre und Forschung von Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Engineering sowie anderen Wissenschaften und ist in das Instituto de España eingebunden. Sie beherbergt eine Bibliothek mit über 27.000 Büchern und anderem Material wie Fachzeitschriften, Manuskripten und Karten.
Iglesia de San Martín
Diese Kirche gilt als eines der schönsten Beispiele des madrilenischen Barocks aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sie wurde sicherlich vom Pater José de Valdemoro um 1648 erbaut. Ihr Grundriss gleicht dem eines lateinischen Kreuzes und ihr beeindruckendes Portal wird José de Churriguera zugeschrieben, obwohl es darüber keine Belege gibt.
Malasaña ist ein lebendiges Einkaufsviertel mit diversen Optionen zum Stöbern und Bummeln.
Am östlichen Rand des Viertels bildet die Hauptgeschäftsstraße Fuencarral die Grenze zum quirligen Chueca-Viertel, in dem man seinen Einkaufsbummel übergangslos fortsetzen kann. In dieser überwiegend verkehrsberuhigten Straße reihen sich zahlreiche beliebte Labels aneinander. Neben Mode, Kindermode, Schuhen und Sportkleidung sind auch Geschäfte zu finden, die sich alternativer Mode und Retrofashion, Tattoos und Ähnlichem widmen.
In den engen und charmanten Gassen rund um den Platz Dos de Mayo reihen sich kleine Geschäfte aneinander – vor allem mit Vintage-Klamotten, neue und secondhand, sowie Comics – wie Generación X und Elektra Cómic.
In den letzten zehn Jahren entstanden in den Straßen Ballesta, Valverde, Desengaño, Corredera Baja de San Pablo, Barco und Plaza Soledad Torres Acosta Kultur- und Modegeschäfte sowie Restaurants, durch die dem heruntergekommenen Viertel viel Leben eingehaucht wurde. Eines davon ist der Templo de Susu, einer der bekanntesten Secondhand- und Vintage-Läden im Viertel und in der Stadt.
Malasaña hat ein umfassendes und abwechslungsreiches gastronomisches Angebot. Zum Beispiel können wir in den traditionellen Tavernen ein frisches Bier mit der dazugehörigen Tapa genießen. Besonders erwähnenswert ist die Bodega de la Ardosa, die seit ihrer Eröffnung im Jahr 1892 Wermut und Bier vom Fass mit typischen Tapas wie gebratenem Schweinsohr, Tortilla oder Meeresfrüchte aus der Dose serviert, aber auch Lokale wie Casa Fidel, Casa Julio (seine Kroketten haben selbst Bono und seine Band verzückt), Casa Camacho oder La Camocha.
Unter den Newcomer-Lokalen sind besonders empfehlenswert das Circo de las Tapas, Clarita, La Pescadería, Bar Galleta, Navajas oder der Mercado gastronómico de San Ildefonso. Aber natürlich auch das Restaurant Ojalá, in dem rund um die Uhr Köstlichkeiten, Cocktails oder Shakes serviert werden. Und La Colmada, der perfekte Ort für einen Aperitif in Malasaña, halb Bar und halb Geschäft. Ein Gastro-Lokal, das mit einer umfangreichen Weinkarte und einer Speisekarte aus Eingemachtem eine Hommage an die alten Lebensmittelläden darstellt.
Die Terrassen des Viertels sind ebenfalls sehr beliebt. In dieser Hinsicht sind insbesondere die Plätze Dos de Mayo, San Ildefonso und María Soledad Torres Acosta zu nennen; letztere sind im Volksmund auch als Plaza del Grial und Plaza de la Luna bekannt. Hier finden wir ein breites Angebot kulinarischer Spezialitäten, das von traditioneller Küche über avantgardistische Gerichte bis hin zu Lokalen mit Produkten aus biologischem Anbau reicht, aber auch vegetarische und vegane Lokale sind vertreten, wie zum Beispiel das Superchulo mit seinen biologischen, organischen, vegetarischen und veganen Gerichten, die unter anderem nach dem vom argentinischen Koch Javier Medvedovsky entwickelten raw food System zubereitet werden.
Ein weiterer guter Tipp ist die Mastropiero Pizzeria in San Vicente Ferrer, 36, Pizzeria und argentinisches Restaurant zugleich, und dank seines vielseitigen Angebots, ein Paradies für alle Pizzalover.
Eine weitere Option ist ein gemütlicher Nachmittag in einem der zahlreichen ruhigen Cafés in Malasaña. Hier legt man besonderen Wert auf individuelle und gepflegte Dekoration und entspanntes Ambiente, ideal für einen Plausch oder ein gutes Buch bei einer Tasse Kaffee oder Tee.
Auch großartige Klassiker wie das Café de la Luz, Café La Palma, Café Ajenjo, Café Moderno, Café Manuela und Café de Ruiz leben hier in einem harmonischen Beieinander mit Neueröffnungen wie Café Angélica, Levadura Madre, Lolina Vintage Café oder dem Lesecafé & Bar Tipos Infames und das Bastardo Hostel.
Der Geist der Movida – der kulturellen und soziales Revolution der 80er Jahre in Madrid – ist in Malasaña bis heute lebendig. Hier wird jede Nacht ganz von selbst lang und länger. Zwar tummeln sich Madrids Nachtkatzen längst auch in anderen Vierteln und Malasaña ist inzwischen auch tagsüber interessant und aktiv, doch eine ausgelassene, verwegene Nacht in Malasaña hat bis heute ihren besonders schillernden Reiz. Alternativ und unbändig, kitschig und eklektizistisch: Jede kulturelle Bewegung hat hier ihre Spuren hinterlassen. Rock, Punk und Indie-Pop erklingen an jeder Ecke. Diskogiganten sucht man vergebens, doch in den kleinen Lokalen genießt man eben Musikrichtungen, die dort in der Regel nicht geboten sind.
Das Nachtleben von Malasaña pulsiert besonders auf der und rund um die Plaza del Dos de Mayo, von der die Straßen abgehen, in denen viele der angesagten Pubs, Nachtcafés und Szenelokale liegen. Einige dieser Lokale wie das Penta, La Vía Lactea oder Lucky Dragon sind lebende Zeugen jener fantastischen 80er Jahre.
Für die Nachtschwärmer unter Ihnen bleiben einige Lokal bis in die frühen Morgenstunden geöffnet, in denen die Nacht im Rhythmus von Rock, Pop oder elektronischer Musik zum Tage wird. Dazu gehören: BarCo, Taboo, Ocho y Medio (But), El perro de la parte de atrás del coche, Madrid Me Mata, Maravillas Club, Tupperware oder San Mateo Circus. Sie alle befinden sich rund um die Straßen Valverde, Barco und San Vicente Ferrer.
Wenn Sie nur auf einen Drink ausgehen möchten, so empfehlen wir Ihnen die Cocktailbars Josealfredo Bar oder Macera Taller Bar.
Und wenn Ihnen der Sinn nach etwas Kultur steht, finden Sie interessante Vorschläge in den Programmen der Theater Lara, Teatro Maravillas Meléndez, Victoria und Alfil (das nun dank seines Teatro Flamenco ein Spezialprogramm für Liebhaber dieses Genres bietet). Microteatro por dinero und Nuev9 Norte sind Theater, die sich dem Off- oder alternativen Theater widmen.