La Granja de San Ildefonso
La Granja de San Ildefonso ist in erster Linie ein königlicher Sitz. Die zum historischen Ensemble erklärte Gemeinde ist eines der besten Beispiele der monarchischen Pracht des 18. Jahrhunderts und ihr Königspalast, die Königliche Glasmanufaktur und die spektakulären Gärten im Versailles-Stil veranschaulichen dies auf besonders schöne Weise.
Etwa 80 Kilometer von Madrid und nur 10 Kilometer von Segovia entfernt, ist diese Ortschaft von einer herrlichen Naturlandschaft umgeben und besitzt ein bedeutendes kulturelles Erbe. Phillip V. von Anjou, der erste spanische Herrscher des Hauses Bourbon, nahm nach seiner Abdankung diesen Sitz — ein ehemaliges Gehöft hieronymitischer Mönche — als bescheidene Residenz ein, sah sich jedoch gezwungen aufgrund des Todes seines Sohnes den Thron erneut zu besteigen und somit den Palast zu erweitern, um den gesamten Hof beherbergen zu können. Dieses Werk berühmter Architekten –Ardemans, Procaccini und Juvarra– ist Ausdruck typisch barocker Opulenz. Angrenzend an den Palast befindet sich die Stiftskirche Real Colegiata de la Santísima Trinidad, die ehemalige Kapelle des Königlichen Sitzes.
Der Palacio Real de La Granja de San Ildefonso erinnert an die Pracht von Versailles, aber nicht nur wegen der Ornamente in seiner Säle, sondern auch aufgrund der Bedeutung seiner Brunnen, Skulpturen und Gärten, die von Carlier, einem Schüler des Architekten von Ludwig XIV. Ein über 146 Hektar großes Anwesen mit Wäldern, Gartenanlagen, 26 monumentalen Springbrunnen, einem französischen Labyrinth sowie einem großen Teich — das Meer —, der die Brunnen in den Gärten speist.
Die Brunnen sind ab April bis Mitte Oktober in Betrieb, obwohl alle zusammen nur an drei Tagen funktionieren (im Mai, Juli und August). Außerdem öffnet der Brunnen der Baños de Diana (Bad der Diana) im Juli und August an manchen Samstagen für gewöhnlich auch nachts.
Auch die Glasmanufaktur Real Fábrica de Cristales de la Granja hat einen königlichen Titel inne. Sie wurde von Karl III. 1770 nach einem Brand wieder aufgebaut. In ihr wurde feinste Glas- und Kristallware hergestellt. 1970 musste die Glasproduktion eingestellt werden und zehn Jahre später wurde sie zu dem was sie heute noch ist: die Fundación Centro Nacional del Vidrio. Ein Besuch dieser Stiftung gibt Einblick in die Techniken der Glasherstellung vor zwei Jahrhunderten, in das Blasen und Formen sowie in die Gerätschaften. Ebenso werden heute in der Glaswerkstatt noch traditionell handgefertigte Gläser nach alten Formen produziert und dieselben Techniken verwendet werden, wie zu ihrer Hochzeit. Es sei gesagt, das die Glasmanufaktur La Real Fábrica über einen Onlineshop verfügt, in dem einige ihrer Produkte zu erstehen sind. Besonders zu empfehlen sind die Führungen und schauspielerisch in Szene gesetzten Besichtigungen. Auch die Kirche San Juan Nepomuceno oder die Casa de Infantes sind einen Besuch wert.
La Granja darf auf keinen Fall verlassen werden, ohne ihr typisches Gericht probiert zu haben: die Bohnen, die das Restaurant Casa Zaca nach ganz traditioneller Art zubereitet. Sie sind so charakteristisch für diesen Ort, dass während des Stadtfestes, am 25. August, ein großer Volks-Bohneneintopf veranstaltet wird.
In den Monaten Juli, August und September findet in La Granja de San Ildefonso das Festival Noches Mágicas de La Granja (Magische Nächte von La Granja) statt. Die Veranstaltung umfasst Auftritte mit klassischer Musik, Pop-Rock, Jazz, Flamenco, Zauberei, Zirkus und viel Humor.
Der Zugang zum königlichen Anwesen La Granja durch das seit 146 Jahren geschlossene Tor Puerta de Alfonso XII (auch als Puerta del Calvario oder Puerta de la Calandria bekannt) ist an allen Wochentagen durchgehend geöffnet. Damit wird ein im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstandener Ansatz wieder aufgegriffen.
Der historische Eingang ist nun an allen Tagen des Jahres zu den gleichen Bedingungen wie der Haupteingang zum Park ab 10:00 Uhr für Besucher geöffnet. Geschlossen wird er 30 Minuten früher, also um 20.30 Uhr Sommerzeit. Auch der Zutritt zu den Abendvorführungen am Baños de Diana erfolgt durch den Haupteingang.
Anlässlich der Öffnung wurde von der Behörde für spanisches Kulturerbe sowohl das Tor selbst als auch die angrenzenden Mauerpfosten restauriert und durch Befestigung des Bodenbelags auf dem Paseo de Alfonso XII und Ebnung des Nocturnal die Zugangsbedingungen verbessert. Daneben wurden Infotafeln aufgestellt und zur Gewährleistung der Sicherheit und ordnungsgemäßen Einhaltung der Höchstbesucherzahlen ein Kontrollposten mit Besucherzählung eingerichtet.
Im 19. Jahrhundert war die Nutzung des Tors auf die Sommermonate beschränkt und Anlass für Kontroversen, die seine dauerhafte Öffnung erschwerten und schließlich zu seiner endgültigen Schließung um 1904 führten. Seither wurde es nur für die Abholung der im Park geernteten Lindenblüten und ausnahmsweise mit einer im Sommer 1932 auf Drängen des Bürgermeisters erteilten Genehmigung geöffnet.
Anfahrt:
Im Auto: 1 Stunde 15 Minuten über die Schnellstraße A-6 oder über die AP-61.
Im Autobus: 1 Stunde 15 Minuten ab dem Verkehrsknotenpunkt Moncloa. Am Busbahnhof von Segovia fahren alle 45 Minuten Busse nach La Granja de San Ildefonso. Weitere Informationen
Im Zug: In ca. 25 Minuten. Fahrt im AVE (Hochgeschwindigkeitszug) bis zum Bahnhof Segovia-Guiomar (über die Buslinie 12 an den Busbahnhof angebunden) und mit Regionalzügen (Fahrzeit ca. zweieinhalb Stunden). In beiden Fällen muss anschließend ein Bus von Segovia bis La Granja genommen werden.