Ein erfrischendes Bad im Museum
Museen sind immer ein guter Rückzugsort, erst recht, wenn das Thermometer über 30 Grad anzeigt.
In diesem Post durchforsten wir die Madrider Museen auf der Suche nach den besten Stränden der Stadt. Unser erster Stopp ist das Sorolla-Museum, das mitten im Stadtteil Chamberí einen schönen Blick auf das Mittelmeer bietet. Nadadores de Jávea (Schwimmer in Jávea) ist eines der vielen Gemälde, in denen der Künstler das sommerliche Licht auf der Haut und durch das Wasser höchst realistisch einfängt. Unser Rundgang geht weiter durch das Reina-Sofía-Museum, das neben La nadadora (Schwimmerin) von Pablo Picasso oder La pareja en la playa (Paar am Strand) von Josep Togores, ein Werk von Nicolás de Lekuona, einem Vorreiter der Fotocollage in Spanien, zeigt, auf dem mehrere Frauen choreografisch in einen an das Meer erinnernden Himmel eintauchen. Von Ignacio Vleming.
Ohne Titel, Lekuona. La Cala (Runde Bucht), Kirchner.
Die nächste Station ist das Thyssen-Bornemisza-Nationalmuseum. In den Räumen, die den Malern des deutschen Expressionismus und der Dresdner Künstlergruppe Die Brücke gewidmet sind, sind mehrere Strandszenen von Künstlern wie Emil Nolde, Erich Heckel oder Max Hermann Pechstein zu sehen. Konkret betrachten wir hier ein Bild von Ernst Ludwig Kirchner , das eine Bucht auf der Ostseeinsel Fehmarn zeigt. Himmel, Bäume, Felsen und die Badenden besitzen unwirkliche Formen und Farben.
4. Escena en la playa (Am Strand). Edward Henry Potthast. 623 x 356.
Die Sammlung Carmen Thyssen-Bornemisza umfasst mehrere Werke mit dem Meer als Hauptmotiv. Der Amerikaner Edward Henry Potthast malte enorm realistisch die Atmosphäre an den New Yorker Stränden, wo sich viele der frisch eingetroffenen US-Einwanderer des 20. Jahrhunderts einfanden. Deutlich wird der Einfluss der 1909 von der Hispanic Society organisierten Sorolla-Ausstellung auf den Künstler.
La playa de St. Malo (Strand in St. Malo). Maurice Prendergast.
An den Stränden von Saint Malo in der Bretagne hingegen herrschte weniger volkstümliche Treiben, hatten sie sich doch während der Belle-Epoque zur Sommerfrische für die französische Bourgeoisie entwickelt. Das Thyssen-Bornemisza-Museum zeigt ein Gemälde von Maurice Prendergast - ebenfalls Amerikaner - auf dem sich Badegäste zwischen den klassischen gestreiften Strandkörben tummeln. Das aus knappen Strichen und regelmäßigen Farbtupfern bestehende Werk erinnert an ein Mosaik.
Pastora Desnuda Tumbada (Liegende nackte Schäferin). Berthe Morisot.
Ebenso Teil der Sammlung Carmen Thyssen-Bornemisza ist diese Liegende nackte Schäferin von Berthe Morisot, einer Malerin des Impressionismus. Der lockere Pinselstrich und der unscharfe Hintergrund, als handele es sich um eine historische Fotografie, verleihen der Szene ein hohes Maß an Realismus. Laut der Website des Museums malte die Künstlerin das Bild, das einen Flussstrand zeigt, während ihrer Sommerfrische im 50 km von Paris entfernten Mézy-sur-Seine.
Desembocadura del Bidasoa (Mündung des Bidasoa).
Der Rundgang endet in den Räumen des Prado-Museums, die der spanischen Malerei des 19. Jahrhunderts gewidmet sind. Dort finden wir Gemälde wie Chicos en la playa (Kinder am Strand) von Joaquín Sorolla, Desembocadura de Bidasoa (Mündung des Bidasoa) von Martín Rico oder die Meereslandschaften von Carlos de Haes, die zeigen, wie das Meer vor dem Aufkommen der Sommerurlauber aussah. Zum Schluss verweilen wir vor einem der filigransten Stücke der gesamten Kunstsammlung, einer kleinen, 13 x 19 cm großen Tafel mit dem Titel Desnudo en la playa de Portici (Nackt am Strand von Portici). Das Werk von Mariano Fortuny zeigt ein Gefühl, das sich nur schwer in Bildern darstellen lässt - den Genuss, sich an der Sonne trocknen zu lassen, wenn man aus dem Wasser kommt.
Desnudo en la playa de Portici (Nackt am Strand von Portici). Mariano Fortuny.